„Wer ein Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf.“
Matth. 18,5

Wir haben Geschichte geschrieben

Es war einmal vor über 170 Jahren:

Der „Frauenverein zur Armen- und Krankenpflege“ rief im Sommer 1848 die jetzige Kindertagesstätte ins Leben. Der Sinn des Vereins bestand darin, „unbemittelten Familien zur Abhilfe augenblicklicher Not und zur Verbesserung ihrer Lage überhaupt nach Kräften behilflich zu sein.“ (1. Jahresbericht 1850) In der ersten Hälfte des Jahres 1849 breitete sich in Halle die Cholera aus. Der Verein versuchte, durch kostenlos ausgegebenes Essen die Not zu lindern. Nach der akuten Phase der Krankheit galt es, sich um rund 350 halbverwaiste Kinder zu kümmern. Ziel war es, das Wohlergehen der Kinder dauerhaft zu sichern. Nach sorgfältiger Prüfung wurde eine „Bewahranstalt“ für Kinder unter 6 Jahren mit einer sich daran anschließenden Fortbildungsschule für größere Jungen und Mädchen gegründet.

Mehr Platz und Raum:

Die bisherigen Räumlichkeiten, zunächst in der Kleinen Ulrichstraße Nr. 1019 und später im Haus Kleiner Schlamm 971/972, reichten nicht mehr aus. So entschloss sich der Verein 1852 zum Kauf des heutigen Geländes. Hier sollte ein zweckdienlicher Neubau entstehen. Am 24. Mai legte der Superintendenten Dryander als Vorsitzenden des Vereins den Grundstein. Das neue Gebäude am Martinsberg (heute Wilhelm-Külz-Straße) wurde am 11. April 1853 feierlich geweiht und den Mitarbeitern und Kindern zur Nutzung übergeben. Superintendent Dryander schloss seine Rede mit den Worten: „…dass Gott das Haus zu einer Stätte seiner Liebe weiht und zu aller Zeit seinen Segen darauf ruhen lässt.“ (5. Jahresbericht 1853)

Schwierige Zeiten in den 20er Jahren

Die Kindertagesstätte hatte ihren Platz in Halle gefunden. Die weitere finanzielle Erhaltung der Einrichtung war allerdings unsicher. Alle Gelder waren durch freiwillige Geschenke und Spenden aus ganz Deutschland aufgebracht worden. In der Zeit vor dem 1.Weltkrieg gingen im Kindergarten mehr als 400 Kinder täglich ein und aus. Durch die Inflation in den 20er Jahren war der Frauenverein gezwungen, alle noch vorhandenen Mittel zur Sicherung der „Bewahranstalt“ einzusetzen und die Betreuung der Armen und Kranken hinten anzustellen. Der Erhalt auch über diese schwierigen Zeiten hinweg zeigt, wie sehr die Einrichtung gebraucht und geschätzt wurde.

Ein Neuanfang nach dem Krieg

Über die Geschichte zwischen 1933 und 1945 ist wenig bekannt. Die ehemalige Kinderbewahranstalt wurde umbenannt in Kindergarten, an dem der 2.Weltkrieg seine Spuren hinterlassen hatte. In einem kleinen Zimmer, welches noch nutzbar war, brachte man zunächst wieder 20 Kinder unter. Doch diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer und bereits nach den ersten Tagen hatte sich die Kinderanzahl verdoppelt. Der „Verein für Armen- und Krankenpflege“ wurde aufgelöst und die Sankt Ulrichgemeinde übernahm den Kindergarten und die Gebäude.



Auch zu DDR-Zeiten heiß begehrt:

Die Nachfrage nach Plätzen in einem kirchlichen Kindergarten war auch in der DDR ungebrochen. „Die Kleinen noch nicht dem staatlichen Druck auszusetzen“ war ein Argument sogar für Ärzte und Lehrer, um ihre Kinder in einem der damals elf kirchlichen Kindergärten anzumelden. Im Jahre 1973 wurde die Sankt Ulrichgemeinde in die Marktgemeinde eingemeindet und auch der Kindergarten übernommen. In den späten 70er Jahren zeigte der „Pillenknick“ seine Folgen und ließ die Kinderzahl auf 30 – 35 absinken. In dieser Zeit gab es ernsthafte Überlegungen, den Kindergarten zu schließen. Aber die Lage stabilisierte sich, so dass es einige Zeit später wieder etwa 60 – 65 Kinder waren, die täglich die Einrichtung besuchten.

Bauliche Weiterentwicklungen

Etliche Baumaßnahmen, vor allem in den 80er Jahren, gaben den Gebäuden und dem Außengelände immer wieder ein neues Gesicht. Die 1996/97 erfolgte Umgestaltung sorgte für mehr Sicherheit und ermöglichte die Aufnahme von Kindern auch unter drei Jahren. Im März 2006 erhielt die Einrichtung die Anerkennung als Integrative Kindertagesstätte. Nun konnten sechs integrative Kinder betreut werden, welches eine große Bereicherung für die pädagogische Arbeit darstellte.

Mit Elan in die Zukunft

In dem Jahr 2017 erfolgte eine weitere Erweiterung und die ehemaligen Atelierräumen – vormalige Schlafräume des Kindergartens Sankt Ulrich kehrten zur Kita zurück. Jetzt beherbergen die sanierten Örtlichkeiten einen Gruppenraum, einen Vielerlei-Raum mit Bühne und Bauernbetten, Garderobe, Waschraum für 20 Krippenkinder. Das Büro mit allen seinen vielfältigen Aufgaben fand einen festen Standort.

Umfangreiche Baumaßnahmen zur Erweiterung unserer Kindertagesstätte sind in Vorbereitung.